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Steck­briefe für Nieder­moor­be­wirt­schaft­ung bei unter­schied­lichen Was­ser­ver­hält­nissen

Im DSS-TORBOS sind 15 ver­schie­dene Bewirt­schaf­tungs­verfahren (nach­folgend genannt) für eine an­ge­passte Nieder­moorbe­wirt­schaft­ung inte­griert. Die Spann­weite der Bewirt­schaf­tungs­verfahren reicht hier­bei von mäßig trockenen (≥ 80 cm u. Flur.) bis zu nassen (≥ 0 cm ü. Flur) Stand­orten. In den Steck­briefen werden für die je­weiligen Bewirt­schaf­tungs­verfahren die jeweils zu Grunde lie­gen­den Was­ser­ver­hält­nisse sowie andere Be­sonder­heiten (z. B. Hete­ro­ge­nität der Fläche) be­schrieben. Weiter­gehend wird auf die Stand­ort­eig­nung, Etablierung der Pflanzen­bestände, die Ernte­modali­täten, die be­nötigte Infra­struk­tur und Lo­gis­tik näher ein­ge­gangen. Es wer­den Hin­weise zu Ver­ar­bei­tung und Ver­marktung und zu Ge­neh­mi­gungen und Förder­mitteln ge­geben. Des Weiteren wird die Wir­kung auf den Moor­standort be­züg­lich des Torf­erhalts und der Treib­haus­gas­emis­sionen ab­ge­schätzt und die Be­ein­flus­sung der bio­logischen Viel­falt be­wertet. Zum Schluss werden Quellen für weiter­führende Infor­mationen be­nannt. nach­folgend finden Sie eine Liste alle verfüg­baren Bewirt­schaf­tungs­verfahren:

Ex­ten­siv ge­nutz­te Frisch­wiesen kön­nen in Ab­häng­ig­keit von der Nähr­stoff­ver­sor­gung als ein- bis drei­schü­rige Fut­ter­wie­sen oder fer­ner für die ener­ge­ti­sche oder stoff­liche Ver­wer­tung ge­nut­zt wer­den. Für eine Be­wirt­schaf­tung von frisch­em Grün­land bie­ten sich auch eine Wei­de- und Mäh­wei­de­nut­zung mit Mut­ter­kühen und die Wei­de­mast weib­licher Jung­rin­der an (siehe Steck­brief Nr. 02).

Steck­brief 1 her­un­ter­laden.

Zur ex­ten­siven Be­wirt­schaf­tung von Frisch­grün­land eig­nen sich ver­schie­den­ste Tier­art­en. In die­sem Steck­brief wer­den aus­schließ­lich die Mut­ter­kuh­hal­tung und die Wei­de­mast weib­lich­er Jung­ri­nder be­trach­tet. Im Ver­gleich zur ex­ten­si­ven Wie­sen­nut­zung (Steck­brief Nr. 01) bie­ten ex­ten­siv ge­nutzte Mäh­wei­den die Mög­lich­keit den Rin­dern kon­ti­nu­ier­lich Frisch­fut­ter be­reit­zu­stel­len.

Steck­brief 2 her­un­ter­la­den.

Flach­grün­dige, de­gra­dier­te, feuch­te land­wirt­schaft­liche Flä­chen auf Nie­der­moor - ins­be­son­de­re Rand­ge­bie­te wie­der­ver­näs­ster Flä­chen - eig­nen sich prin­zi­piell für Kurz­um­triebs­plan­ta­gen (KUP). Wei­den sind da­bei gut für den Kurz­um­trieb von bis zu vier Jah­ren ge­eig­net. KUP, die nach 20 Jah­ren um­ge­brochen wer­den sollen, kön­nen aller­dings aus Klima­schutz­grün­den und nach den ak­tu­el­len Er­kennt­nis­sen nur für wieder­ver­näs­ste, or­ga­ni­sche Ac­ker­stand­orte em­pfoh­len wer­den. Da Acker­bau auf Nie­der­moor grund­sätz­lich nicht der gu­ten fach­li­chen Pra­xis ent­spricht, ist eine KUP kei­ne zu em­pfeh­len­de Be­wirt­schaf­tungs­form. Der­zeit kön­nen sie nur im Rah­men von Er­pro­bungs­vor­haben zu For­schungs­zwecken emp­foh­len werden. Hier­bei soll­te ein Mo­ni­to­ring in­te­griert wer­den, was As­pek­te der Bio­di­ver­si­tät und der Kli­ma­wirk­ung pro­mi­nent be­rück­sich­tigt.

Steck­brief 3 her­unter­la­den.

Flach­grün­dige, de­gra­dier­te, wie­der­ver­näs­ste Flä­chen auf Nie­der­moor, ins­be­sond­ere Rand­ge­bie­te wie­der­ver­näs­ster Flä­chen, eig­nen sich für eine Er­len­nie­der­wald­wirt­schaft. Für bis­her als Acker oder Grün­land ge­nutz­te Flä­chen ist eine Um­wid­mung in Wald er­for­der­lich. Er­len­nie­der­wald ist ge­gen­über and­er­en Nie­der­wald­typen (z. B. Ei­che) pro­duk­tiv über­legen und kann auch auf ganz­jähr­ig was­ser­ge­sät­tig­ten Stand­ort­en, die für die Hoch­wald­pro­duk­tion aus­schei­den, eine Nutz­ungs­form dar­stel­len.

Steck­brief 4 her­un­ter­laden.

Zur ex­ten­si­ven Be­wirt­schaf­tung von feuch­tem Nie­der­moor­grün­land mit ge­ringerer Trag­fä­hig­keit als stär­ker ent­wäs­ser­tes Frisch­grün­land eig­nen sich ro­bu­ste Rin­der­ras­sen mit ge­rin­gem Ge­wicht. Die Mut­ter­kuh­hal­tung und die Mast weib­lich­er Jung­rin­der neh­men bei ein­er tier­ge­rech­ten und zu­gleich nie­der­moor­ver­träg­lich­en Flä­chen­be­wirt­schaf­tung eine zen­tra­le Rol­le ein. Als eine Va­ri­an­te der Wei­de­nut­zung wer­den die Mäh­wei­den dar­ge­stellt, auf de­nen eine ge­le­gent­liche Mahd er­folgt.

Steck­brief 5 her­un­ter­la­den.

Ex­ten­siv ge­nutzte Feucht­wie­sen kön­nen in Ab­häng­ig­keit von der Nähr­stoff­ver­sor­gung ent­weder als ein­schü­rige Streu­wie­sen oder zwei- bis drei­schü­rige Fut­ter­wie­sen ge­nutzt wer­den. Da­ne­ben ist neu­er­dings eine ener­ge­ti­sche Ver­wer­tung denk­bar.

Steck­brief 6 her­un­ter­la­den..

Bei der Hal­tung von Gän­sen kom­mt als Wei­de­sy­stem die Um­trieb­swei­de zum Ein­satz, in die 1–2 schü­ri­ge Mahd­zy­klen ein­ge­scho­ben wer­den kön­nen. Die Gän­se­hal­tung lohnt sich auch bei min­der­wert­iger­en Wei­de­flächen, da Gän­se Grün- und Fas­er­fut­ter mit nie­dri­ger Nähr­stoff­kon­zen­tra­tion gut ver­wer­ten kön­nen. Sie sind ab den er­sten Le­bens­ta­gen be­reits wei­de­tüch­tig und lie­fern schmack­haf­tes Fleisch ho­her er­näh­rungs­phy­sio­lo­gischer Qua­li­tät. Der ge­ringe Selbst­ver­sor­gungs­grad in Deut­sch­land mit Gän­se­fleisch (rund 13 %) und das lu­kra­ti­ve Sai­son­ge­schäft (Mar­tins­tag, Weih­nach­ten) ma­chen die ex­ten­si­ve Gän­se­hal­tung auf feuch­ten Stand­ort­en at­trak­tiv.

Steck­brief 7 her­un­ter­la­den..

Rohr­glanz­gras - frü­her auch unter dem Nam­en Havel­mi­litz be­kan­nt - be­vor­zugt nähr­stoff- und sauer­stoff­rei­ches Was­ser und bil­det auf Stand­ort­en mit Über­schwem­mun­gen er­trag­rei­che Rein­be­stän­de aus. Ge­fragt ist es vor al­lem als struk­tur­reiches Tier­fut­ter und hat da­ne­ben auch Po­ten­ti­al für die ener­ge­tische Ver­wer­tung.

Steck­brief 8 her­un­ter­la­den..

Groß­seg­gen­rie­de wer­den von wüchs­igen Seg­gen­arten do­mi­niert und von ei­ner Viel­zahl nässe­ver­träg­licher Arten er­gänzt. Eine feste Gras­narbe macht die Be­stän­de bei ho­hen Was­ser­stän­den be­fahr­bar. Seg­gen er­weis­en sich als to­ler­ant ge­gen­über Über­stau und Wechsel­näs­se. Sie kön­nen ent­we­der als ein­schür­ige Streu- oder zwei­schür­ige Fut­ter­wie­sen ge­nutzt wer­den. Als neue Mög­lich­keit kom­mt die ener­ge­ti­sche Ver­wer­tung der Bio­mas­se in Be­tracht.

Steck­brief 9 her­un­ter­la­den..

Stand­orte mit gu­ter Nähr­stoff­ver­sor­gung und be­weg­tem Bo­den­was­ser eig­nen sich her­vor­ra­gend für die Er­len-Wert­holz­wirt­schaft. Dies trif­ft auch auf nas­se und tief­grün­dige Moor­stand­orte zu. Eine Um­wid­mung der Flä­che von Grün­land/Ac­ker zu Wald ist er­for­der­lich und ab­zu­wä­gen. Auf flach­grün­di­gen und nas­sen Stand­orten kann par­ti­ell auch eine Nie­der­wald­wirt­schaft in Er­wä­gung ge­zo­gen wer­den.

Steck­brief 10 her­un­ter­la­den..

Gut ge­eig­net für die Was­ser­büf­fel­hal­tung sind flach­grün­dige, wie­der­ver­näs­ste Nie­der­moore und die Über­gangs­be­rei­che von Moor- zu Miner­al­bo­den­stand­orten. Als Wei­de­system kom­mt in der Re­gel die Stand­wei­de bzw. Mäh­stand­wei­de zum Tra­gen. Was­ser­büf­fel kön­nen so­wohl für die Fleisch- als auch Milch­pro­duk­tion ge­nutzt wer­den. In die­sem Steck­brief wird die Mut­ter­tier­hal­tung be­trach­tet und der Ein­satz als „Land­schafts­pfle­ger“ zum Offen­hal­ten von nas­sen oder feuch­ten Flä­chen bei gleich­zei­tig wirt­schaft­licher Ver­wer­tung.

Steck­brief 11 her­un­ter­la­den..

Größere wieder­vernäs­ste Nieder­moor­flächen im Kom­plex mit troc­kenen Berei­chen eig­nen sich für eine Wild- und Pferde­hal­tung in land­wirt­schaft­lichen Gehegen. Die Tiere kön­nen dabei ganz­jährig draußen gehal­ten wer­den und sind da­bei gute Ver­werter der pro­duk­tiven Moor­ve­ge­ta­tion. Sie lie­fern wert­volles Fleisch (Wild) oder thera­peu­tische Leis­tungen im Bereich der tier­ge­stützen Inter­ven­ti­onen (Pferde). Rot­wild und Pferde (sowie wei­tere Tier­arten wie robuste Rin­der, Schafe, Zie­gen) kön­nen auch in einer ge­misch­ten Herde gehal­ten werden.

Steck­brief 12 her­un­ter­la­den..

Schilf pro­du­ziert auf nas­sen Stand­orten auch mit lang­zeit­igem Über­stau hohe und sta­bile Er­träge. Schilf ist ein bis zu 4 m hoch wach­sendes, über­flu­tungs- und salz­toler­antes Süß­gras, des­sen Halme nach der Vege­ta­ti­ons­peri­ode auf­recht stehen blei­ben und sich so für eine Ernte im Winter eig­nen. Durch die vege­ta­tive Ver­mehr­ung werden groß­fläch­ige, kon­kur­renz­starke Be­stän­de gebil­det. Ab­ge­stor­bene Rhi­zome und Wurzeln kön­nen zur er­neu­ten Torf­bil­dung bei­tragen. Auch bei der ther­mischen Ver­wer­tung weist Schilf gute Vor­aus­setz­ungen auf.

Steck­brief 13 her­un­ter­la­den..

Rohr­kolben eig­net sich als An­bau­kul­tur, da er auf wie­der­ver­näs­sten Stand­orten mit hohem Nähr­stoff­dar­gebot auch bei lang­zei­tigem Über­stau sehr hohe und über die ersten zehn Jahre erwar­tungs­ge­mäß sta­bile Er­träge pro­du­ziert. In der hohen Pro­duk­ti­vi­tät der Pflan­ze im Zu­sam­men­hang mit der wach­senden Nach­frage vor allem nach öko­lo­gischen Bau­stof­fen lie­gen viel­sei­tige Poten­ziale für die regi­onale Wert­schöp­fung.

Steck­brief 14 her­un­ter­la­den..

Robu­ste Land­scha­fe sind zur ex­ten­si­ven Be­wirt­schaf­tung von feuch­tem Nie­der­moor­grün­land prin­zi­piell ge­eig­net. Die Wei­de wird dabei als Um­triebs­wei­de oder Hüte­hal­tung or­ga­ni­siert oder es fin­det eine Be­hir­tung statt. Als eine Va­ri­ante der Wei­de­nut­zung wer­den die Mäh­wei­den dar­ge­stellt, auf denen eine ge­le­gent­liche Mahd er­folgt. Neben der Schaf­hal­tung eig­net sich die Hal­tung von Ro­bust­rin­dern oder Gänsen auf feuch­ten Nie­der­moor­flächen. Nicht nur für die Be­wei­dung von feuch­ten, son­dern auch nas­sen Flä­chen ist der Was­ser­büf­fel ge­eig­net.

Steck­brief 15 her­un­ter­la­den..



Zitier­vor­schlag

Birr, F., Kaiser, M., Luthardt, V., När­mann, F., Opper­mann, R., Pfister, S. & Zeitz, J. (in prep.): Steck­briefe. In: Närmann, F. et al. - Klima­scho­nende, bio­di­ver­si­täts­för­der­nde Be­wirt­schaf­tung von Nieder­moor­böden. BfN-Skrip­ten. Bunde­samt für Natur­schutz, Bonn-Bad Godes­berg.




Förderkennzeichen: 033L025A-L, 033L025I, 033L030F


Förderkennzeichen der Aktualisierung im Rahmen des Projekts KLIBB: 351881050B